Stimmt, ich rede wirklich viel zu selten über das Café Ruhepol. Dafür rede ich viel übers Grundgesetz und die FDGO.
Als ich das Café Ruhepol vor gut einem Jahr gegründet habe, da hatte ich eine Vision.
Frauen, egal welche Hautfarbe, welche Religion oder sexuelle Orientierung, alle Frauen sollten bei mir einen Raum bekommen in dem sie sich sicher und frei fühlen können.
Diese Vorstellung hat sich nicht geändert, sie ist stärker geworden, bestimmter.
Gerade weil sich so viel verändert, weil sich immer mehr Menschen nicht mehr wagen etwas zu sagen, genau deshalb werde ich immer lauter, sichtbarer.
Die freiheitlich demokratische Grundordnung
Klingt nach was richtig tollem, ist es auch.
Das steht in unserem Grundgesetz, das sind die Kernprinzipien die damals definiert wurden.
Als aller oberster Wert direkt im Artikel 1 unseres Grundgesetzes: Die Würde des Menschen ist unantastbar.
Dann gehören da die Prinzipien rein wie die Demokratie an sich funktioniert, also die Gewaltenteilung, wie Wahlen und die Parteien funktionieren und dann ganz wichtig:
die Freiheitsrechte, wie Meinungsfreiheit, Pressefreiheit, Versammlungsfreiheit und Religionsfreiheit.
Es steht natürlich noch mehr drin, so Dinge wie das Asylrecht zum Beispiel steht da auch drin.
Das ist also nicht irgend eine politische Meinung oder ein hübsch dekoratives Wort, das ist der Grundpfeiler der Demokratie in Deutschland. Wer das versucht zu zerstören, der zerstört hier alles was wir seit 75 Jahren aufgebaut haben.
Dieses Grundgesetzt, diese FDGO, die gibt uns unsere Freiheit. Deshalb ist sie so verdammt wichtig und schützenswert.
Meinungsfreiheit
Die gehört zu den Dingen die sehr gefährdet sind heutzutage. Nicht weil „man ja nichts mehr sagen darf“ bei uns. Sondern weil die, die anderer Meinung sind als du halt auch alles sagen dürfen.
Diese Diskrepanz, dass andere vielleicht eine andere Meinung haben als ich, halten viele hier nicht mehr aus. Sie werden ausfallend, unsachlich, teilweise sogar beleidigend und gewalttätig. Hass, Todesdrohungen etc sind leider keine Seltenheit mehr. Gerade bei Frauen die öffentlich sichtbar sind und ihre Meinung äußern. Vor allem wenn sie nicht rechts stehen.
Meinungsvielfalt
Vielfalt überhaupt, empfinden viele Menschen irgendwie als Bedrohung. Man merkt es daran, wie sie aufs Gendern reagieren z.B. habe ich im Artikel Gendern, das Schreckgespenst der Sprache beschrieben.
Oder wie auf Menschen reagiert wird die, egal wie, eben nicht der „Norm“ männlich, weiß entsprechen.

Damals in der DDR
Ich war als Kind gelegentlich mit meiner Familie zu Besuch, bei den Verwandten in Königswusterhausen und Dresden. Dazwischen haben wir Cousinen uns öfter Briefe geschrieben, die kamen dann oft geöffnet an, viele Stellen geschwärzt.
Vor den Besuchen dort, wurden wir Kinder immer gedrillt: Was wir keinesfalls sagen dürfen, was wir nicht fragen dürfen etc.
Die Erwachsenen haben sich total merkwürdig verhalten, so angespannt hab ich meine Eltern sonst nicht erlebt. Sie haben mit meinen Verwandten meistens nur Smalltalk gemacht, Dinge nur angedeutet anstatt sie auszusprechen.
Es war ein total merkwürdiges Gefühl, beklemmend, befremdlich. Irgendwie hatten meine Eltern die ganze Zeit Angst, die haben wir Kinder natürlich auch gespürt.
Genau dieses Gefühl merke ich jetzt auch wieder.
Nicht staatlich eingetütet, mehr in Kleinigkeiten:
Menschen die ihre Meinung nicht mehr sagen, aus Angst vor Anfeindungen.
Sexismus, der wieder salonfähiger wird
Rassistische Witze, die jetzt wieder vermehrt gemacht werden, und es wird wieder darüber gelacht anstatt sie zu stoppen.
Es ist ja schon so sehr normal geworden, dass in Flensburg ein Geschäftsmann es normal fand, ein Schild in sein Schaufenster zu hängen mit der Aufschrift „Juden haben hier Hausverbot“. Er schrieb drunter, es sei nichts persönliches, er sei auch kein Antisemit, er mag SIE nur einfach nicht.
Mich hat es entsetzt, dass es offensichtlich wieder so normal geworden ist, dass dieser Mann überhaupt auf den Gedanken kommen konnte, sowas zu machen.

Café Ruhepol
Das ist so wie ich es mir vorgestellt habe. Bunt, offen, gemütlich. Dass die KI da nicht wie von mir gewünscht unterschiedliche Frauen eingebaut hat, hat mich geärgert, ich hatte aber nicht den Nerv es so lange zu versuchen bis es geklappt hat.
Es zeigt ja ungefähr das was ich zeigen wollte. Offenheit, bunte Vielfalt, was nicht zu sehen ist, die Sicherheit die es dort gibt. Niemand wird wegen ihres Aussehens, ihres Alters, ihrer Herkunft, Religion oder Meinung angegriffen oder ausgegrenzt.
Solange sie sich an diese Spielregel hält.
Wer andere angreift, verletzt oder versucht auszugrenzen fliegt raus. Ohne Diskussion.
Sie bekommt das restliche Geld zurück und ist draußen.
Ich liebe es zu diskutieren, respektvoll, höflich und offen. Dazu gehört halt auch, andere Meinungen, Grauzonen auszuhalten.
Was jede einzelne von uns tun kann, damit die FDGO nicht bröckelt
Egal ob wir Angst haben, wir sind mehr.
Zeige dich.
Zeige dass du rassistische, sexistische oder frauenfeindliche Witze nicht lustig findest.
Schreite ein wenn du siehst, dass jemand wegen Religion, Hautfarbe, Sprache oder sexueller Vorlieben angegriffen oder benachteiligt wird.
Nutze deine Privilegien, ja, jede von uns hat welche, hab ich schon in meinem Beitrag Privilegien, sowas hab ich doch gar nicht beschrieben. Nutze sie um anderen den Weg zu ebnen und eben genau diese Benachteiligungen aufzulösen.
Sei sichtbar, als jemand die für die Demokratie einsteht. Auch wenn es Angst macht. Ich hab auch Angst.
Ich will nicht in einem Deutschland leben, in dem es wieder zensiert wird, wer was sagen darf, in dem die Angst wieder überall ist. Hatten wir schon 2x, war echt scheiße.
Im Café Ruhepol leben wir das: Vielfalt, Respekt und offene Diskussion. Einfach weil Demokratie nicht abstrakt ist, sie muss täglich gelebt und verteidigt werden.
Wer macht mit?
Das wars heute wieder, ich wünsche mir wirklich dass möglichst viele mitmachen und wir uns gegenseitig unterstützen dabei. Wir sind nämlich wirklich mehr, wir fallen nur nicht auf wenn wir so leise bleiben.
Bis dann
Toni vom Café Ruhepol








