Auch das kann Mut zur Meinung sein.
Ich war Mitte 20, öffentlicher Dienst, alles wird seit 100 Jahren so gemacht, z.B. auch die Kopierer bzw wie mit ihnen umgegangen wird.
Auf jedem Flur gab es einen. EINEN.
Der war mit einem Code gesichert, jeder mit einem anderen.
Diese Kopierer waren ständig kaputt oder ohne Papier. Papier gab es dann in irgendeinem der Büros rundum. Im eigenen Flur kanntest du ja den Code und wußtest wer Papier hat.
Und wenn dein Kopierer kaputt war bist du auf Wanderschaft gegangen. Vielleicht hast du sowas verrücktes gemacht wie Nachmittags nach 16.00 noch kopieren zu wollen. Keiner in den Nachbarbüros eines funktionierenden Kopierers mehr da, du hast keinen Code, kein Papier….
Mich hat das wahnsinnig gemacht.
Es war Personalversammlung, mehrere Hundert KollegInnen, der Landrat und der Personalrat anwesend. Und ich junger Hüpfer steh auf, schnapp mir das Saalmikro und kritisiere diese Situation, mache Verbesserungsvorschläge.
Meine direkte Vorgesetzte neben mir hatte Schnappatmung, meine Kolleginnen waren kreidebleich.
Glaub jetzt nicht ich wär da ohne Zittern am Mikro gestanden. Meine Knie waren butterweich.
Mut zur Meinung heißt halt nicht nur die Wahrheit zu kennen.
Sondern eben auch mal den Mund aufzumachen um etwas zu ändern.
Auch wenn´s unbequem ist, auch wenn du aneckst.
Gerade dann!
Manchmal reicht ein Satz, ein Blick, eine kleine Entscheidung. Und plötzlich merkst du: Du stehst für etwas ein. Oder eben nicht.
Und ja: das ist unbequem.
Gerade für Frauen, die längst die Verantwortung tragen und trotzdem das Gefühl haben nicht genug zu sein.
Aber: Keine Meinung zu haben ist auch eine Haltung. Nämlich die, sich klein zu machen.

Darf ich das sagen?
Warum wir öfter runterschlucken statt zu sprechen.
Wir Frauen haben fast alle gelernt: Sei angepaßt, sei nett, kompetent, mach keinen Streß.
Und wehe du sagst etwas, was aneckt, dann bist du schwierig, emotional oder eben „zu viel“.
Also schweigen wir oft lieber. In Meetings, auf Social Media, in Bewerbungsgesprächen, der Kantine…..
Wenn du nichts sagst, sagst du trotzdem viel
Beim Bäcker. Du willst grade dein Brot bestellen da drängelt sich jemand einfach vor. Du lächelst verlegen, sagst nichts. Und nimmst dich selber wieder nicht ernst.
Im Meeting. Du hast einen Gedanken, eine gute Idee. Aber bevor du sprichst zerdenkst du ihn mit „ist das klug genug? Passend? Erwünscht? Könnte das jemanden irritieren?“
Auf social Media. Du willst dich positionieren, Haltung zeigen, Sichtbar werden. Aber innerlich stoppst du dich laufend mit „Was, wenn es jemanden stört oder ärgert?“
Laß uns mal schaun was Schweigen wirklich kostet.
Wir denken ja wenn wir nichts sagen ist wenigstens Ruhe.
Aber Schweigen hat eben auch seinen Preis. Für uns, für andere, für alle.
Fakten:
Wenn wir Frauen nichts sagen, wird´s auch wirtschaftlich eng:
- Grant Thornton-Studie zeigt: Fehlen von Frauen in Führungspositionen kostet Unternehmen in den USA, Großbritannien und Indien rund 655 Milliarden $ jährlich – durch entgangene Gewinne. Link zum PDF
- In den USA explodieren zu hohe Kosten: All-male-Boards verloren 2014 schätzungsweise 567 Milliarden $ allein in diesem Jahr. Time Artikel
- McKinsey sagt: Gleichberechtigte Teilhabe von Frauen könnte das globale BIP bis 2025 um 12–28 Billionen $ steigern. Glamour Artikel
Was Schweigen sonst noch kostet
- Für Unternehmen: Wenn Frauen nicht sprechen, bleibt Innovation aus. Fehlentscheidungen werden nicht hinterfragt, Ideen nicht gehört. Laut Grant Thornton fehlen der Wirtschaft dadurch jährlich Milliarden.
- Für Frauen: Wer nicht spricht, verdient weniger. Wird übersehen. Verliert den Anschluss. Die Folge: geringere Aufstiegschancen, mehr Stress, mehr Zweifel. Burnout inklusive.
- Für Männer und die Gesellschaft: Wenn Frauen schweigen, wird der Raum enger. Für alle. Es fehlt an Perspektive, Empathie, Wandel. Fortschritt bleibt Männersache – und das ist für niemanden gesund.
Dich persönlich kostet Schweigen auch einiges
Denn jedesmal wenn du nichts sagst, obwohl du etwas sagen willst, bleibt etwas in dir stecken.
Nicht dramatisch, kein Weltuntergang.
Aber mit der Zeit wirst du immer leiser, auch in dir.
Und irgendwann fragst du dich nicht mehr ob du das sagen darfst.
Sondern: „Was denk ich eigentlich wirklich darüber?“
Du verlierst dich selbst, wirst immer kleiner und kleiner. Bin there, done that.
Mut zur Meinung macht so viel aus.
Wenn du deine Meinung nicht sagst, dann fehlt dir nicht nur Raum, es fehlt ein Stück Wirtschaftskraft. Es macht dich klein, es macht dich krank, es macht uns alle ärmer, finanziell aber auch emotional.
Wir reden also nicht über „wollen“, sondern über „brauchen“.
Mut zur Meinung beginnt nicht mit großen Reden, sondern mit kleinen Entscheidungen. Wie die beim Bäcker…..
Dinge die du tun kannst, ganz ohne Weltrettungsgedönse
Die drei Minuten Stimme. Klingt doof bringt aber was.
Nimm dir die drei Minuten
Schreib den Satz auf, den du heute gedacht, aber nicht gesagt hast.
Lies ihn dir laut vor.
Spür was passiert (außer daß du dich doof fühlst weil du mit dir selber redest, das ist ok)
Ist da Angst, Wut oder Klarheit?
Vielleicht spürst du tiefer, wovor hast du da Angst, woher kommt die Wut?
Was wäre wenn du den Satz morgen sagst und nicht schweigst?
Nicht perfekt, nicht diplomatisch, einfach echt und ehrlich.
Mikro-Mut im Alltag
Nicht gleich das ganze System umkrempeln oder die Welt retten.
Klein anfangen:
- Sag NEIN. Ohne Begründung. Nein ist ein ganzer Satz
- Sag JA. Auch wenn es jemandem nicht in den Kram paßt.
- Sag deine Meinung, einmal am Tag zumindest, auch wenn sie irgendwie aneckt. Nicht laut, nur klar.
Nicht für Likes, nicht für die anderen, für dich.
Und dann spür nochmal in dich rein, wie hat es sich angefühlt dieses NEIN? Wie das JA? Wie hat es sich angefühlt deine Meinung zu sagen?
Wie waren die Reaktionen?
Und wenn du wackelst?
Dann brauchst du kein Coaching und auch niemanden der dich zurechtbiegt.
Du brauchst vielleicht andere Frauen die dich stützen, mit denen du dich austauschen kannst.
Oder einen Raum in dem du einfach sein darfst. Nichts sagen mußt, nicht machen, nicht mal die Kamera an wenn du nicht magst. Dafür aber Input bekommst, Einladungen Dinge auszuprobieren wie Neurozeichnen, aktive kleine Meditationen und vieles mehr. Wenn du Interesse hast schau mal hier nach.
Du mußt hier keine Meinung haben oder äussern, aber du darfst eine haben – und du musst sie nicht rechtfertigen.
Hier geht es nicht um Lautstärke.
Sondern um Klarheit.
Wenn du deine Stimme wieder spüren willst, ich bin hier. Und ich halte den Raum.
Das war es für heute wieder mal. Bis neulich dann.
Eure Toni

Vielen Dank für diese klaren Worte! Es geht eben nicht nur um Wohlfühlsichtbarkeit, sondern um harte Fakten. Letztlich um das Vorankommen der Menschheit und um Frauengesundheit, wenn wir unsere Worte nicht mehr runterschlucken. Sehr wichtiger Beitrag!
Liebe Grüße
Angela
danke dir, ja genau darum geht es. Lieb sein hilft keiner weiter, alles weichgespült und harmonisch angepaßt zu formulieren bringt uns nur daß wir weiter überhört und ignoriert werden.