Ich scrolle durch meinen Feed und mir wird schon beim Lesen schwummerig.
Kinder Jonglieren, Haushalt wuppen, Kochen und dabei alle „mag ich nicht“, „ich ess aber nur…“ Kommentare gleich mitbedenken. 
So ganz nebenbei noch den Job hinbekommen. 
Und weil das anscheinend noch nicht reicht, wird direkt noch den neuesten Must haves gefolgt:
Selbstoptimierungsgedöhnse,
Achtsamkeitsroutinen,
Journaling,
Unaussprechlich aber besonders Yoga,
Powermeditation….
Am Besten alles, weil Frau will ja dazu gehören. 
Das Ganze jetzt gerade auch noch im Ferienmodus, mit Rundumbespaßungsverpflichtung.
Und dann dieser Satz der mich regelmäßig auf die Palme bringt:
„Du mußt mehr bei dir sein, in deiner Mitte“
Wo ist das eigentlich genau? Irgendwo zwischen Einkaufszetteln, ToDo-Listen und völliger Überarbeitung?
Wann haben wir eigentlich angefangen uns selbst wie ein Projekt zu managen?
Irgendwann hat sich da was verschoben, wir haben aufgehört einfach zu leben.
Unser Leben wurde zum Projekt.
Wir optimieren, reflektieren, ziehen Bilanz, planen die nächsten Schritte….
Und dann wundern wir uns wenn wir immer mehr ausgebrannt sind?
Zu meiner Zeit hieß das Leben, heute heißt das „Me-Time mit Fokus auf persönlichem Wachstum“. Allein diese Bezeichnung klingt für mich schon anstrengend.
Übersetzt ist das halt nur noch ein ToDo mehr.
Selbstfürsorge als Leistungssport
Es ist irgendwie total absurd:
Wir schaffen es, selbst die Entspannung zur Disziplin zu machen.
Selbstfürsorge ist zum Wettbewerb geworden.
Wir messen nicht mehr nur Schritte und Kalorien, sondern jetzt auch noch die Qualität unserer Pausen.
Ergebnis:
Wir sind auf dem Papier erholt… nur nicht im echten Leben.
Ich rufe hiermit offiziell den Unperfekt-Tag aus
Muß ja nicht gleich für immer alles aufhören, aber mal so zum Testen für einen Tag…..
An diesem Tag gilt: Keine Optimierung. Keine Routine. Keine App. Keine Rechtfertigung.
Pommes statt Buddha-Bowl? So what. Die Kinder langweilen sich? Großartig. Wenn sie älter als fünf sind, dürfen sie heute sogar Abendessen machen. (Und ja, die Küche sieht danach aus wie ein Tatort. Geh einfach nicht rein.)

Es geht nicht darum, alles liegen zu lassen, weil du zu faul bist. Es geht darum, dir einen Tag lang zu erlauben, dass das Leben auch ohne deinen Perfektionismus weiterläuft.
Erinnerst du dich noch an Pippi Langstrumpf?
„Ich mach mir die Welt, wie sie mir gefällt.
Genau darum geht’s beim Unperfekt-Tag.
Nicht alles richtig machen.
Nicht alles besser machen.
Sondern den Mittelfinger zeigen, freundlich, aber bestimmt, und sagen:
Heute nicht.
Ich verspreche dir:
Die Welt geht nicht unter.
Niemand stirbt daran, wenn die Treppe mal ungeputzt bleibt.
Und der Himmel fällt nicht runter, wenn heute nur Pommes auf den Tisch kommen.

Warum zum Teufel fällt uns Selbstfürsorge so schwer?
Das Bescheuerte ist doch daß wir alle wissen: Pausen sind wichtig, sie tun uns gut. 
Wir reden darüber, posten entsprechende Zitate.
Wir glauben es uns nur selber nicht, wir gönnen uns diese Pausen nicht.
Aber warum?
Weil diese doofe innere Stimme, diese antrainierte Annika in uns lauter ist.
Die Stimme, die uns ständig wieder sagt:
„wenn ich loslasse bricht alles zusammen“
„wenn ich nichts tue bin ich doch faul“
„wenn ich das nicht tue enttäusche ich die anderen“
………………………..
Klingt bescheuert wenn ich das so sage, aber viele von uns haben verlernt Pausen zu machen. Alle Kinder können das, stundenlang Ameisen beobachten oder Wolken….
Bis wir beigebracht bekamen, daß wir nur wertvoll sind wenn wir nützlich sind.
Also wurde wir permanent nützlich
Und machen sogar aus der Selbstfürsorge (ja sogar aus Spaß) ein weiteres Projekt.
Selbstfürsorge ist kein Problem des Wollens.
Es ist eher eines des Dürfens, des sich selbst erlaubens.
Die meisten von uns wissen sehr genau, was ihnen guttun würde.
Aber wir fühlen uns schuldig, wenn wir es uns nehmen.
Also packen wir Selbstfürsorge teils sogar mit anderem Namen in den Terminkalender, wie einen Business-Termin.
Damit sie nicht auffällt, nicht egoistisch aussieht oder sich so anfühlt.
Und deshalb kippt sie so leicht ins Leistungsdenken.
Weil wir uns nur erlauben zu dürfen, was auf einer Liste steht und am Ende ein Ergebnis bringt.
Können wir das wieder ändern? Aber Klärchen doch
Genau da fängt es an: Wenn wir merken, daß dieses „ich hab keine Zeit für mich“ oft nur eine Tarnung ist für „Ich erlaube es mir nicht, mich wichtig genug zu nehmen“.
Fühlt sich erst mal hart an, manchmal tut es auch weh.
Aber es ist auch befreiend.

Weil wir es jetzt anders machen können. 
Wir müssen uns nicht mehr ständig überholen, wir können es anfangen uns zu erlauben. 
Egoistisch sein ist nicht per se etwas Schlechtes, ein gesunder Egoismus ist gut für uns und unsere Umgebung.
Könnte ein Anfang sein. 
Ein kleiner Unperfekt-Tag, an dem du dir einfach erlaubst nur zu sein.
Nicht produktiv, nicht nützlich, einfach nur da.
Und wenn dir das noch schwerfällt, komm vorbei.
Ab dem 5. August 25 gibt es jeden Dienstag von 17.00 – 17.30 freies Neurozeichnen mit mir.
Kein Kurs, kein Ziel, keine wunderfeinen Bilder die hinterher verglichen werden, kein Muss.
Nur Papier, Fineliner, Buntstifte und eine halbe Stunde, in der niemand was von dir erwartet. Wer mitmachen will findet den Link hier unter 0 Euro, auf meinem LinkedIn Profil oder in der jeweiligen Erinnerungsmail in der Ruhepost.
Vielleicht ist das ja der erste Übungstermin für´s Unperfekt-Sein.
Mach dir die Welt, wie sie DIR gefällt.

Bis neulich dann mal wieder
Toni vom Café Ruhepol







