Frauenhass, klingt ja erst mal als würden wir Frauen irgendwen hassen.
Dabei ist es das genaue Gegenteil.
Wir werden von so vielen Männern gehasst.
Einzig und allein aufgrund der Tatsache, dass wir Frauen sind.
Wieso? Was veranlasst so viele Männer einen solchen Hass auf Frauen zu entwickeln?
Stop, bevor hier die ersten losheulen „aber doch nicht alle Männer“ und „es gibt auch Frauen die andere Frauen hassen“…..
Laut Bundeskriminalamt wird in Deutschland täglich im Durchschnitt eine Frau getötet, meistens vom Partner oder Ex-Partner.
Alle 4 Minuten im Schnitt erlebt irgendwo in Deutschland eine Frau Gewalt in ihrer Beziehung.
Ja es gibt auch Frauen die andere Frauen hassen, wobei es da mehr ein nicht ausstehen können ist und auf der persönlichen Ebene abläuft, ich mag „DIE DA“ nicht.
Das ist kein Systemproblem.
In diesem Beitrag hier wird heute nicht darüber diskutiert ob ALLE Männer, sondern über das Thema an sich, über die Statistiken, über viele Männer und ihr Verhalten.
Zum Thema Männerhass hier ein wunderbarer Post auf LinkedIn.
Frauenhass und Hassverbrechen
Schon erstaunlich, in Deutschland gibt es Hasskriminalität als Kategorie, sie erfasst Angriffe, die motiviert sind durch Rassismus, Antisemitismus, Feindlichkeit gegen Herkunft, Religion, sexuelle Orientierung, Behinderung.
Wird jemand angegriffen weil er/sie „ausländisch“ aussieht, wird es als Angriff gegen eine Gruppe gewertet. Verbrechen gegen eine Frau, nur weil sie eben eine ist, laufen unter „Partnerschaftsdelikt“, „häusliche Gewalt“, „Eifersuchtsdelikt“, also Privatsache.
Seit 2011 (unterschrieben hat Deutschland es 2017) wäre eigentlich auch Deutschland laut der Istambul-Konvention des Europarates verpflichtet, Gewalt gegen Frauen als Menschenrechtsverletzung und strukturelles Problem zu behandeln. Macht Deutschland bis heute nicht, bzw wenn dann eher als „Schönheitsreparaturen“ nicht als Grundsatzproblem.
Solange es aber nicht als Hassverbrechen, also als Angriff auf die Gruppe Frau gewertet wird, sondern als Privatdelikt, bleibt das strukturelle Muster schön unterhalb der Sichtbarkeit.
Woher kommt all die Gewalt gegen Frauen, woher der Hass?
Jede Frau die auf sozial Media halbwegs sichtbar ist bekommt sie ab. Hasskommentare von Männern.
Egal ob sexisitsche Kommentare, ob ihr die Kompetenz abgesprochen wird aufgrund ihres Geschlechts oder ihrer Körperlichkeit, oder beides, ob es Drohungen sind, oder sie wird einfach kleingemacht und als unwichtig abgestempelt.
Doch woher kommt all dieser Hass?

Wieso hassen so eine große Zahl an Männern Frauen aufgrund ihres Geschlechts?
Woher kommt die Gewalt?
Die auf dem Bild zu sehende Schieflage, die Männer anscheinend oft empfinden, kann es ja nicht alleine sein.
Wie kommen vernünftige, intelligenzbegabte Männer auf solche Sichtweisen? Wie können sie tatsächlich eine Frau, die wirklich auf Augenhöhe mit ihnen ist, als Bedrohung empfinden?
Zu dem Thema Gewalt gegen Frauen hab ich auch schon einen längeren Blogartikel geschrieben, du findest ihn hier.
Matriarchat vs. Patriarchat
Archäologische und anthropologische Forschungen deuten darauf hin, dass bei frühen Jäger:innen- und Sammler:innengruppen die Rollen zwar oft nach Körperkraft verteilt waren, aber nicht in der Abwertung von Frauen mündeten.
Viele Funde zeigen: Frauen jagten mit, sammelten, stellten Werkzeuge her, hatten soziale Macht und Ansehen genau wie Männer.
Die Erbfolge, wenn es denn schon eine gab, lief logisch über die Mutter. Wer ein Kind zeugt ist nicht immer klar, wer es auf die Welt bringt definitiv.
Kinderziehung und Nahrungssicherung waren kollektive Aufgaben.
Das ist nicht nur Theorie, auch heute gibt es noch Gesellschaften, Stämme etc die das so handhaben und ohne Hass auf die Frau leben. Verantwortung, Besitz, Macht und auch Kindererziehung werden geteilt.

Landbesitz, Sesshaftigkeit der Kipppunkt?
Ich war lange mit Chattie im Sparringsmodus darüber. Und jedesmal wurde mir von der KI die Tatsache, dass es irgendwann Landwirtschaft gab, die Menschen sesshaft wurden als „ok jetzt musste das ja vererbt werden und plötzlich war entscheidend wer der Vater ist“ verkauft.
Was einfach völliger Bullshit ist. Erbschaft geht auch über die Mutterlinie, viel logischer als über den Vater, viel simpler und eindeutiger.
Auch wenn es anscheinend laut den Unterlagen die der KI gefüttert wurden als Naturgesetz gelten soll, es ist keines. Zeigen auch wieder Gesellschaften die es noch heute gibt, in denen das anders funktioniert.
Es gibt auch heute noch Gesellschaften die z.B. über die mütterliche Linie laufen, wie die Minangkabau in Indonesien. Die Männer bleiben in den Häusern ihrer Mütter, ziehen die Kinder ihrer Mütter, Schwestern, Tanten und Cousinen als männliche Bezugspersonen auf während ihre Kinder von den Männern im Clan von deren Müttern aufgezogen werden.
Sie besitzen die Frauen nicht, genauso wenig wie die Kinder. Alles läuft über die Gemeinschaften, die Familienverbände. Auch das mag nicht unbedingt gleichberechtigt sein, da die Frauen dadurch den Besitz verwalten.
Ähnliche Gesellschaften sind die Mosuo in China oder Khasi und Garo in Indien, oder auch den Hopi in Nordamerika.
Eher logisch ist für mich, ohne Beweise zu haben, dass einige Männer unzufrieden damit waren nicht die Macht zu haben, vielleicht auch Neid darauf dass die Frauen genau wussten welches Kind ihres war, während die Männer sich da ja nie sicher sein konnten.
Männer sind körperlich oft überlegen, vor allem wenn die Frau schwanger ist.
Diese Überlegenheit wurde dann vielleicht ausgenutzt, um die Macht- und Besitzverhältnisse zu drehen. Was aber nur funktionierte wenn sie die Erbfolge auch veränderten. Um aber ganz sicher zu sein welches ihre Kinder waren mussten sie die Frauen und deren Körper kontrollieren.
Also kein Naturgesetz sondern schlichte Gier und Mißgunst.
Damit das dann aber nicht als Regelbruch galt, der ja durch die Gemeinschaft verpönt war, kamen Geschichten dazu. Geschichten wie die aus der Bibel von der Frau als Schuldige am „Sündenfall“ und damit gefährlich und Schuld am Leid der Welt. Sowas musste kontrolliert werden.
In der griechischen Antike gab es die Story von Frauen als „verstümmelten Männern“ von denen Aristoteles schrieb (was zeigt dass auch kluge Männer Vollidioten sein können).
Im Mittelalter wurden Frauen dann vom Kirchenrecht unter männliche Vormundschaft gestellt, weil „Gott will das so“. Das obige Bild der Schieflage also sakralisiert.
Damit die Vaterschaft also sicher war, mussten Frauenkörper besessen und überwacht werden. Was als Machtkontrolle begann wurde dann religiös verklärt und letztendlich auch staatlich festgezurrt.
Was aber bei all den Gesellschaften die über die Mutterlinie oder Paritätisch laufen sehr sichtbar ist: Keine oder kaum Kriege, die Geschichten über Auseinandersetzungen werden von Klugheit und Gemeinsinn gewonnen, nicht von überlegener Waffenmacht.
Weise Frauen als Bedrohung
Frauen hatten oft viel Heilwissen, logisch, sie bekamen die Kinder und wussten wie sie sich gegenseitig helfen konnten dabei.
Männer standen eher hilflos daneben, sie wussten nicht wirklich was da ablief.

Nachdem die Frauen aber als Besitz deklariert wurden, wurde auch ihr Wissen als Bedrohung gesehen und gezielt zerstört. Weise Frauen wurden zu „Hexen“, so bekamen die Männer die Macht auch über die Reproduktion und Heilung (kam nicht mehr durch Wissen und Kräuter, sondern von einem männlichen Gott der Weisheit nur Männern gab).
Ergebnis: zwischen 40.000 und 60.000 Frauen wurden in Europa als Hexen hingerichtet.
Mein persönlicher Eindruck ist ja immer noch: Männer wussten immer irgendwo tief in sich drin, dass das falsch ist was sie da machen. Dieser Zwiespalt zwischen dem was sie machten, dem Besitz über die Frauen, Frauen kleinmachen, die Gewalt an Frauen etc und dem was sie tief in sich als falsch empfanden, fühlte sich nicht gut an. Und das machte sie noch aggressiver, wütender.
Die Männer die weit oben waren/sind und viel Macht und Besitz haben, nutzen die Macht über Frauen und das religiöse Narrativ ganz bewusst um mehr Macht und Besitz zu bekommen. Das war vor ein paar tausend Jahren nicht anders als heute.
Warum hält dieser Hass bis heute an?
Dafür gibt es vermutlich viele Gründe, alle gemeinsam laufen sie immer wieder auf männliche Ohnmacht beim Kinderkriegen (der männliche Anteil daran ist halt nicht so der irre Aufwand), Angst davor Macht und Besitz wieder abgeben zu müssen und ein Abspalten vermeintlicher Schwächen wie Empathie, Verletzlichkeit etc, was dann dazu führt, dass in Frauen das gehasst wird, was sie in sich selbst nicht ertragen.
Die Tatsache dass Männer nun mal keine Kinder gebären können wird kompensiert mit der Kontrolle über den weiblichen Körper, von Abteibungsverboten, Leihmutterschaft bis hin zu Fantasien über Roboter die die Kinder austragen.
Was sie nicht haben können wird klein gemacht, abgewertet und gehasst.
Auch heute noch werden Jungs früh sozialisiert mit Stärke, nicht weinen, sie sollen sich durchsetzen, keinesfalls verletzlich sein. Uga uga Höhlenmenschgehabe aus dem Film.
Auch wenn die meisten Männer sofort abstreiten würden dass sie privilegiert sind, abgeben würden sie diese Privilegien aber auch nicht. Nicht mal teilen, denn das würde sich für sie wie Verlust anfühlen, nicht wie ein Gewinn. Auch wenn es einer wäre.
Frauenhass ist das einfachste Mittel sich die Droge Macht und Einfluss zu erhalten.
Ich drück dich runter, dann kann ich mich einfacher oben halten.
Genau deshalb flammt er vermutlich vor allem dann auf, wenn Frauen sichtbarer oder mächtiger werden. (Metoo, Quoten für Frauen, weibliche Vorgesetzte oder Politikerinnen)

Sprache und Geschichten die es fortschreiben.
Familientragödien oder Beziehungsdramen anstatt Femizid oder Hassverbrechen.
Die Sprache hält den Mythos aufrecht, dass Gewalt gegen Frauen privat sei, nicht politisch.
Und natürlich dass die Frau ja selber Schuld sei daran.
Warum zieht sie sich so an, diskutiert zurück, wagt sich zu gehen…..
Er kann da ja gar nichts anderes tun, als zuzuschlagen, sie zu vergewaltigen oder gar zu töten.
Medien und Justiz schreiben diese Muster tagtäglich fort.
Social Media gibt diesem Hass, genauso wie dem Gefühl ohnmächtig oder klein zu sein, und mit entsprechenden Kommentaren wieder groß und mächtig zu werden eine große Bühne. Sie müssen dafür nicht mal ihr Gesicht zeigen und können sich mit ein paar Zeilen wieder als „Mann“ fühlen.
Algorithmen pushen leider Empörung, nicht Empathie oder Vernunft.
Hass auf Frauen trifft nicht nur Frauen.
Wir alle verlieren durch ihn.
Er zerstört Beziehungen, Familien und ganze Gesellschaften.
Männer die sich so ihre Empathie abtrainieren, verlieren den Zugang zu ihren eigenen Gefühlen. Hass macht krank, auch und vor allem denjenigen der hasst.
Kinder, die mit Gewalt aufwachsen tragen die Traumata weiter.
Gesellschaftlich haben wir immer noch ein Klima der Angst.
Die Hälfte der Bevölkerung lebt in ständiger Angst.
Das kostet uns wirtschaftlich Milliarden, durch häusliche Gewalt, Arbeitsausfälle, Therapien und medizinische Behandlungen.
Solange Gewalt gegen Frauen nicht als strukturelles Hassverbrechen benannt wird, bleibt dieser Hass per Gesetz unsichtbar.
Frauenhass zerstört so viel an Nähe, Vertrauen und Gemeinschaft. Er zerstört nicht nur Frauenleben. Männern tut er auch nicht gut.
Er macht uns alle ärmer, emotional, sozial und wirtschaftlich.
Wir brauchen alle den Mut, den Hass nicht als Naturereignis zu akzeptieren, sondern ihn sichtbar zu machen, ihn zu entlarven und zu stören.
Hass gegen Frauen geht uns alle an.
Das war heute mal wieder ein heftiges Thema
Leider nicht das letzte Mal dass es mir unter die Tasten kommen wird.
Bis dann
Toni vom Café Ruhepol
