Wie definieren wir eigentlich Erfolg?
Wann ist jemand erfolgreich?
Wenn viel Geld verdient wird?
Wenn viel Macht da ist?
Darüber hab ich die letzte Zeit öfter nachgedacht.
Wenn Geld und Macht Erfolg bedeutet, waren dann Jesus und Buddha die absoluten Looser.
Kein Besitz, keine Macht, ja sogar allen Besitz weggegeben die er als Prinz Siddhartha Gautama hatte.
Vielleicht ist das ein Beweis wie schief unser Maßstab in der Zwischenzeit ist.
Alle wollen Erfolg, aber wie definiert sich der denn eigentlich?
Das beschäftigt mich wirklich. Ich hab die letzte Zeit öfter gesagt bekommen: „so wirst du keinen Erfolg haben“, „wenn du erfolgreich sein willst mußt du so und so agieren….“
Will ich diese Art von Erfolg überhaupt? Wenn ich all diese tollen Psychotricks, Verkaufsfunnel und was weiß ich nicht anwende und damit meine Zielkunden „erjage“.
Bin ich dann wirklich erfolgreich? Oder nur reich und fühl mich lausig damit?
Versteh mich nicht falsch, ich hab absolut nix dagegen reicht zu werden und zu sein vor allem, sowas von überhaupt nicht.
Ich will ihn nur nicht um den Preis meiner Integrität.

Sichtbarkeit, Wahrnehmung in der Öffentlichkeit kann auch Erfolg sein
Für den Beitrag hier hab ich bei Canva Fotos gesucht. Ich suchte ausdrücklich nach GewinnerIN, was bekam ich? 95 % Bilder von Männern.
Frauen sind vielleicht mal am Rechner gesessen oder als Deko daneben gestanden wie hier.
Erfolg ist nicht immer neutral.
CDU und AFD werden heute ihren großen Erfolg feiern, eine zukünftige Verfassungsrichterin, für die auch die CDU bereits zugestimmt hatte, so lange mit Lügen und Dreck überhäuft zu haben, bis sie sich zurück zieht.
Für sie ist das offensichtlich ein Erfolg.
Vermutlich werden sie auch die Zerstörung unserer Demokratie demnächst als großen Erfolg feiern.
Für mich hat sie Erfolg gehabt.
Durch die Würde mit der sie jetzt geht.
Darin, daß sie nicht zugelassen hat, daß dieser Schmutz an ihr haften bleibt.
Darin daß sie ausgestiegen ist bevor sie sich selbst verliert.
Was wenn der Erfolg wegfällt?
In unserer Gesellschaft wird unser Wert sehr stark daran gemessen was wir leisten, wie erfolgreich wir sind.
Wenn der Erfolg, der Status im Job, die Möglichkeit Leistung zu bringen wegfällt, dann bricht oft viel mehr weg.


Neulich ging die Nachricht rum, der Seniorchef von Trigema, jahrzehntelang das Gesicht seines Unternehmens, wollte nicht mehr leben, nachdem er seinen Betrieb übergeben hatte.
Sein Erfolg, seine Leistung hat ihn definiert.
Als das weg war verlor er den Halt.
Das ist keine Ausnahme, das ist die Schattenseite davon, wenn wir uns nur über das definieren was wir tun, nicht wer wir sind.
Manchmal passiert es mitten im Leben, ohne Millionenbusiness, ohne Kameras: Bei mir war es ein 80+ Stunden Job, der mich definiert hat – bis er weg war. Von heute auf morgen: Null Stunden. Erst dachte ich: Endlich Pause. Aber es war keine Pause. Es war Leere.
Plötzlich musste ich mich permanent anpreisen – Bewerbungen schreiben, Smalltalk führen, immer mit dem unausgesprochenen Unterton: „Nimm mich, ich kann was.“ Jede Absage hat mir ein Stück Boden weggezogen. Irgendwann war da kein Boden mehr. Nur freier Fall.
Und es war nicht nur der Job, der fehlte.
Es war der Status. Es waren die Gespräche, die Menschen, die Anerkennung auch vor mir selbst, für das was ich leisten konnte. Auch ich hab mich über die Leistung definiert.
Ohne Job bist du nicht neutral, du bist verdächtig.
Wer nicht arbeitet, will nicht arbeiten.
Wer nichts leistet, ist Ballast.
Ich bekam Sätze zu hören wie:
„Na, dann sollen Sie halt die Straßen reinigen, kein Job für Sie gibt es nicht, für Strafgefangene findet sich doch auch immer was.“
Als wäre Arbeitslosigkeit ein moralischer Makel, eine Art Verbrechen daß begangen wird.
Als müsste man erst Schuld abtragen, bevor man wieder dazugehört.
Was könnte Erfolg noch sein? Wie könnten wir es anders definieren?
Für mich ist es auch ein Erfolg, wenn Frauen es jeden Morgen schaffen alle Kinder rechtzeitig, mit allem was sie brauchen, in die Schule zu organisieren.

Für mich ist jemand erfolgreich, wenn sie sich nach einem Unfall, einer Krankheit oder anderem Schicksalsschlag wieder hochrappelt.
Immer einmal mehr aufsteht als sie hinfällt.
Für mich ist es ein Erfolg ehrenamtlich anderen zu helfen.
Anderen Menschen ein Lächeln ins Gesicht zu zaubern, Freude in das Leben anderer zu bringen.
Vielleicht messen wir am falschen Lineal
Jesus. Buddha. Die Verfassungsrichterin, die mit Würde geht.
Menschen, die nach den Maßstäben von Geld, Macht und Status „verloren“ haben – und gerade deshalb zeigen, wie falsch diese Maßstäbe sind.
Was, wenn Erfolg nicht ist, was du anhäufst, sondern was du hinterlässt?
Nicht, was du machst, sondern was bleibt, wenn du nicht mehr da bist?
Nicht, ob du glänzt, sondern ob du etwas in anderen entzündest?
Vielleicht beginnt echter Erfolg genau da, wo du dich nicht mehr an den Maßstab anderer hältst. Wo du dich fragst: Bin ich bei mir? Bin ich ganz? Bin ich wahr?

Erfolg darf sich nach mir anfühlen
Vielleicht mit einer anderen Art von Erfolgstagebuch. Einem in dem du nicht aufschreibst was du geschafft hast, sondern:
Was war heute echt?
Wann war ich ganz bei mir?
Wo hab ich mich gezeigt, auch wenn´s ungemütlich war?
Oder ein paar Reflektionsfragen, schnell beantwortet, ohne groß nachzudenken:
Erfolg ist nicht immer Applaus, ist definitiv nicht nach dem Maßstab anderer.
Wenn du bei dir bist, bist du erfolgreich. Alles andere ist nur Lärm.
Bis denn dann mal wieder
klugscheißerei für heute beendet
Toni vom Café Ruhepol
Wenn du Lust hast mal einfach zu zeichnen, ohne Applaus, ohne irgendwas, komm ins freie Neurozeichnen jeden Dienstag.

Liebe Toni,
über Judith bin ich auf deinen Blog gestoßen.
Dein Beitrag gefällt mir sehr gut. Er regt zum Nachdenken und zur Reflexion an. Für mich bedeutet Erfolg tatsächlich auch nichts Monäteres, Äußerliches oder irgendwelche Statussymbole. Für mich bedeutet Erfolg ein zufriedenes, erfülltes Leben mit guten Beziehungen zu führen. Seelenfrieden im Herzen, das ist für mich Erfolg!
Viele Grüße, Monika
Es ist für alle was anderes, Seelenfrieden und ein erfülltes Leben sind Dinge die nicht zerstörerisch sind, ich glaub Geld, Macht etc können sehr schnell alles zerstören weil da so schnell der moralische Aspekt flöten geht. Es wird zum Selbstzweck und da es nur sehr selten wirklich erfüllt wird es nie genug.