Fremd in der eigenen Heimat. So würde sie sich fühlen.
Das hat eine Bekannte die Tage zu mir gesagt.
Als Begründung, warum sie die AFD gewählt hat.
Es war viel Angst, Schmerz und Traurigkeit in ihren Worten.
Der Ort, an dem sie aufgewachsen ist, riecht, klingt und sieht anders aus als noch in unserer Kindheit.
Er hat sich verändert, nach und nach.
Als ich aufgewachsen bin gab es ein einziges schwarzes Mädchen im Landkreis, Tochter eines GI.
Vor 10 Jahren habe ich ein Klassenfoto meines Neffen bekommen, er war in der gleichen Schule die ich früher auch besucht habe. Mehr als die Hälfte der Klasse hatte nicht weiße Hautfarbe, sie zeigten eine riesen Vielfalt, die ich so von unserem Städtchen nicht kannte. Zugegeben, ich war auch erst einmal ziemlich irritiert.
Meine Schule hatte ich anders in Erinnerung, unser Kleinstädtchen auch.
Hat mir aber auch gezeigt, wie sehr meine eigene Wahrnehmung an die alten Bilder in meinem Kopf gewöhnt war.
Damals war es ganz ungewohnt und besonders, in der Pizzeria essen zu gehen.
Da wurde eine andere Sprache gesprochen, es gab Gerichte die wir daheim nicht kannten.
Als dann das erste chinesische Lokal eröffnet wurde, war ich ca 19 Jahre alt.
Wir überlegten wie das da drin wohl sei, hätten uns aber erst mal nicht reingetraut, zu exotisch.
Wir wussten nicht was es da an Gerichten geben könnte, hatten aber im Fernsehen etwas gesehen von wegen mit Stäbchen essen….
Nur deutsche Küche essen?
Ganz ehrlich, wer von uns kann sich das heute noch vorstellen?
Pizza wird schon fast als Deutsch empfunden, die meisten können mit Stäbchen essen.
An jeder Ecke gibt es Döner, chinesisches, japanisches, indisches, Essen und und und.
Zu den Gerichten aus all diesen Ländern gehören aber doch selbstverständlich auch die Menschen aus ebendiesen Ländern.
Ja, die schauen nicht gleich aus, als ob es den typischen Deutschen überhaupt gibt. So what?
Die Städte sind bunter geworden, auf den Straßen sind Menschen mit anderen Hautfarben, anderer Kleidung, sie sprechen andere Sprachen.
Manche von ihnen sind Deutsche, manche eben nicht. Nochmal: So what?
Unser Bundeskanzler will im Stadtbild das Problem der Migration erkennen?
Einer Migration die Deutschland braucht und überhaupt zu funktionieren.
Und er ist stolz darauf wie viele Migranten er aus Deutschland rausbekommt (ähm zurückgeführt hat)?
Nur nebenbei, woran hat er erkannt ob die Menschen die ihn so stören
Deutsche mit Migrationsgeschichte waren,
Menschen mit Migrationsgeschichte ohne deutschen Pass oder
Touristen aus aller Welt?
Fremd in der eigenen Heimat fühlen, weil man optisch nicht reinpasst?
So viele Menschen haben die letzten Tage gepostet, wie sehr sie diese Aussage verletzt hat. Sie sind hier geboren und aufgewachsen, das hier ist auch ihre Heimat.
Menschen sind doch keine Dekostücke die optisch zur Tapete passen müssen.

Migration gab es schon immer. Seit es Menschen gibt. Das habe ich auch schon in Rassismus in Deutschland deutlich beleuchtet.
Unser aller Ursprung ist Afrika. Das ist gut belegt in der Forschung wie hier „die Wiege der Menschheit ist Afrika„. Dort hat sich der modern-menschliche Typ „Homo sapiens“ vor ca 200.000 bis 300.000 Jahren entwickelt.
Wir alle stammen von einer Gruppe ab, die vor ca 50.000 Jahren aus Afrika aufbrachen.
Unsere Ahn*innen waren schwarze Menschen. Isso.
Also nochmal, wer passt wo nicht rein?
Das Stadtbild zeigt viele Probleme, damit hat er zumindest recht.
Da zeigt das Stadtbild wo unsere Probleme liegen, wo die Regierung wirklich etwas tun müsste. Das wäre ihre Aufgabe. Eine die sie komplett vernachlässigen.
Was sie definitiv nicht tun sollte ist, Menschen zurückführen.
Vor allem nicht so wie Herr Dobrint das vorhat.
Menschen z.B. nach Afghanistan zurück schicken. In ein Land in dem Regierungskritiker gefoltert und getötet werden, in dem Frauen systematisch entrechtet sind… Er verhandelt mit den Taliban!

All diese Menschen leben hier und gehören hier her.
Es sind unsere Nachbarn.
Sie haben die gleichen Bedürfnisse wie wir:
Sicherheit, ein Dach über dem Kopf, genug zu essen, eine Zukunft für sich und ihre Kinder. Wohlstand, Glück.
Wir haben viel mehr gemeinsam, als uns oft bewusst ist.
Wir brauchen einander
Alle, die wir hier leben
Egal mit welchem rechtlichen Status.
Egal welche Hautfarbe
Egal woher wir oder unsere Eltern kamen.
Egal ob wir einen deutschen Pass haben oder nicht
Egal welche Sprache wir sprechen
Egal welche Religion wir haben
Egal welche Kultur wir haben
Egal welche Sexualität wir haben
Egal ob wir gesund, chronisch krank oder behindert sind
Wir alle brauchen einander. Wir sind Nachbarn. Wir sind eine Gemeinschaft von MENSCHEN. Vielfältigen, bunten Menschen.
Wir haben so vieles gemeinsam, warum suchen wir nur ständig das was uns trennt?
Ich bin fassungslos, wütend und traurig über die Aussagen unseres Bundeskanzlers. Ich schäme mich zutiefst für diesen Mann und seine Regierung.
Das ist nicht das Deutschland in dem ich leben will.
