Wie das Café Ruhepol entstanden ist:
Es ist jetzt schon 15 Jahre her.
Wahnsinn, ich glaub mindestens die Hälfte davon hab ich in einer Art Nebel verbracht.
Ich hab kaum was wahrgenommen um mich herum, alles war grau.
Immer.
Der Himmel, die Blumen, Musik, Essen, alles war grau, fühlte sich grau an, war wie durch einen Nebel für mich.
Das war Jahrelang so für mich.
Ich war dauermüde, es gab Tage da war es schon das absolut machbare für mich aufzustehen, zu duschen und mir frische Klamotten anzuziehen. Für mehr hat die Energie einfach nicht gereicht.
Ganz von vorne.
Zehn Jahre vorher war ich der Liebe wegen von München nach Köln gezogen.
Neue Stadt, neuer Job, neue Wohnung, alles schien voller Möglichkeiten.
Hat nicht lange gedauert, dann war ich die, die fast alles trug: Miete, Rechnungen, Verantwortung. Während ich morgens als Erste aus dem Haus bin und abends als Letzte heimkam, machte er sich das Leben leicht.
Als ich endlich die Wahrheit sah, die Andere, das verprasste Geld, brach die Beziehung sehr unschön auseinander.
Ich war blind und naiv, keine Frage.
Aber ich hab einiges gelernt daraus, keine Ahnung ob es auf eine so harte Art und Weise sein mußte. Vielleicht.
Es war als ob damit eine Lawine losgetreten worden war.
Mit jedem Umzug, jedem neuen Job, ging es noch eine Stufe tiefer. Hauptsache ein Dach über dem Kopf und die Rechnungen bezahlt. Alles andere blieb auf der Strecke.
Dazu immer mehr finanzieller Druck, durchgehend ein zweiter Job.
Und noch einen dritten Job, damit es auch noch für die Zinsen gereicht hat.
Mein Verantwortungsgefühl ließ gar nicht den Gedanken aufkommen, Privatinsolvenz zu beantragen, vielleicht auch die große Scham darüber dass ich so naiv war.
Also hatte ich da schon locker 70 Stunden die Woche, 7 Tage die Woche.
Dazu der permanente Druck durch die Scham, finanziell ging überhaupt nichts, sozial war ich ziemlich weit unten, Freundeskreis war so gut wie weg, die paar Freunde die noch da waren, wussten nicht wie heftig es bei mir aussah, ich hab mich viel zu sehr geschämt.
Zu viel Verantwortung, zu viel Arbeit, gar kein ich mehr.
So könnte ich das wohl zusammenfassen.
In den nächsten 4 Monaten bin ich jeden Morgen um 4.00 aus dem Haus und Abends selten vor 22.00 heimgekommen.
Dazu der psychische Druck die ganze Zeit, Mobbing durch die Kolleg:innen, die aus Panik um ihre Jobs Bonuspunkte bei den Vorgesetzten sammeln wollten.

Als alles durch war kam erst mal Erleichterung die ganze Verantwortung für alle los zu sein.
Die permanenten Absagen auf jede Bewerbung waren wie Faustschläge.
Bis meine Psyche geknackt ist.
Nichts ging mehr.
Ich bin zusammengebrochen. Psychisch, körperlich, es ging wirklich nichts mehr. Dank einer Bekannten kam ich in die Tagesklinik, drei Monate lang, fünf Tage die Woche, neun bis fünf Uhr täglich. Wie es in so einer Tagesklink zugeht hab ich in diesem Blogartikel geschrieben.
Wie im Nebel, aber nach und nach mit ein bisschen Boden unter den Füßen.
Die ersten Schritte zurück waren schwer.
Drei nach vorne, zwei wieder zurück. Therapieplätze gab es kaum, meine Energie reichte nicht fürs endlose Hinterhertelefonieren.
Gehalten hat mich die Nachsorge: einmal pro Woche Kunsttherapie.
Daheim habe ich gekritzelt. Nicht schön, nicht vorzeigbar, einfach Spuren auf Papier. Fünf Jahre später begann ich wieder zu malen, schaute Malkurse, lernte.
Stück für Stück zog ich mich wie Münchhausen am eigenen Schopf aus dem Sumpf.
Dann fand ich die NeuroGraphik: Kritzeln mit Richtung, das das Unterbewusstsein mit ins Boot holte. Immer mehr Klarheit auf dem Papier, wie ein Anker.
Finanziell war/ist es hart, jede Entscheidung durchzogen von „Wie soll ich das bezahlen?“ statt „Will ich das?“. Aber es war mein Weg.
Heute hat sich vieles verbessert
Ich hab gelernt, wie ich mit so wenig über den Monat komme. Zukunft ist wieder mehr als nur ein Wort, es hat wieder Bedeutung für mich.
Es ist nicht mehr nur Tage abstreichen, sondern träumen, planen, hoffen, Spaß und Leben.
Ich hab wieder einen Freundeskreis, die Welt ist wieder voller Farben, Gerüchen und Freude für mich. Meine Gedanken sind wieder klarer, ich kann wieder fühlen, lachen, singen.
Und genau daraus ist die Idee für das Café Ruhepol entstanden.
Wie das Café Ruhepol entstanden ist
Meine erste Ausstellung, meine Bilder werden von fremden Menschen gesehen, ich komme wieder raus aus meinem Schneckenhaus. Die Idee mir daraus dauerhaft ein Einkommen zu generieren um aus der finanziellen Enge zu kommen entsteht.
Ich lerne Marketing, höre viel über Coaching, mache Sparring mit tollen Frauen.
Dabei entsteht Schritt für Schritt das Café Ruhepol.

Im Café Ruhepol gibt es Räume für Frauen wie mich früher.
Ohne Leistungsdruck, ohne Selbstoptimierung oder Programmzielerreichung.
Räume in denen sie einfach sein können, Luft holen, wo sich der Brustraum wieder dehnen kann, raus aus dem Korsett.
Café Ruhepol ist entstanden, weil es diesen Ort für mich damals nicht gab.
Dort biete ich kein Coaching im klassischen Sinn an.
Jede Frau die hier ist, ist wunderbar so wie sie ist.
Ich biete ihr Impulse wie das NeuroZeichnen an, kleine Meditationen oder ab Mitte September auch Lachyoga.
Alles als Einladungen, nicht Aufforderungen. Einige werden die LachyogaÜbungen bestimmt zu albern finden und nicht mitmachen wollen. Vielleicht fangen sie dann beim Zuschauen und Zuhören trotzdem an zu kichern. *zwinker*
Was ich damals gebraucht hätte, und was ich heute biete ist genau dieser Raum, um mal zu bremsen, stehen zu bleiben und hinzuschauen.
Ich bin immer schneller und schneller gerannt um alles unterzubringen. Bis ich nicht mehr rennen konnte. Eine wissenschaftliche Beschreibung von Burnout findest du hier.
Heute halte ich Räume für Frauen, die nicht erst zusammenbrechen wollen, bevor sie wieder anfangen zu atmen.
Genau das ist Café Ruhepol
Ich wünsche mir wirklich, dass viele Frauen den Weg finden, sich vorher Räume zu suchen um zu bremsen.
Bis neulich dann
Toni vom Café Ruhepol








